NRW
   13 Jahre
Foto: Jürgen Welke

Mehr als ein Sorgentelefon

Derzeit engagiert sich das Team der Rosa Strippe sehr stark gegen Homophobie an Schulen. Warum ist dies aus deiner Sicht so wichtig?

Vor dem Bochumer Landgericht wird ab dem 20. Januar gegen eine Bande jugendlicher, männlicher Straftäter verhandelt, die im Sommer in einer Serie schwule Männer auf dem Parkplatz Bladenhorst in Castrop-Rauxel überfielen, verletzten, nötigten und ausraubten. Wer wenn nicht wir Lesben und Schwulen, können dazu beitragen, dass in Schulen frühzeitig der Vorurteilsabbau beginnt? Das ist die beste Prävention derartiger Fehlentwicklungen wie in Castrop. Unsere supertolle, neue Ausstellung "Verqueere Welten" portraitiert zehn Jugendliche. Nicht alle zehn wollten mit Namen und Bild gezeigt werden aus Angst vor negativen Folgen. Solange Angstfreiheit in dieser Gesellschaft nicht für Lesben und Schwule gilt, gibt es viel zu tun, eben auch in Schulen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Ideale der französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - auch für Schwule und Lesben gelten und Schule ein demokratischer Raum wird.

Welche Projekte sind derzeit noch in Planung?

Die Wanderausstellung "Verqueere Welten" kann ab Februar 2011 ausgeliehen werden und wurde bereits auch angefragt. Damit haben wir neben der früheren Ausstellung "... und trotzdem, Lesben im Nationalsozialismus" nunmehr zwei tolle Projekte, die wir auf Wanderschaft schicken wollen. Im Februar startet auch eine neue Gesprächsgruppe für Schwule: "Come in".

Ein Fazit - Warum ist deiner Meinung nach die Arbeit der Rosa Strippe so wichtig für junge Homosexuelle?

Die Betonung liegt aus meiner Sicht nicht auf "junge". Wir sind wichtig als Anlaufstelle für Schwule und Lesben mit jeglicher Fragestellung und jeden Alters.

Selbstverständlichkeit und Sichtbarkeit

Unsere offenen Angebote wie "frei-RAUM", "Heimspiel", die Gruppe "Ratz & Rübe", die Partys, aber auch die neue Gruppe "Come in" sind ebenso Teil unseres Angebotes wie das anonyme Beratungstelefon oder die Paarberatung. Langfristig ist auch ein Wohnprojekt für alte Lesben und Schwule wichtig. Ziel ist, selbstverständlich und sichtbar sein!

Ein Ausblick - Wie geht es bei dir jetzt weiter? Widmest du dich neuen Aufgaben?

Mehr Zeit für "Sex, Drugs and Rock'n'Roll". Da ich nicht tanze, noch mehr Zeit für anderes. Und beruflich: Die Bundesgeschäftsstelle der CDU hat angefragt, die brauchen noch einen Homobeauftragten in Berlin. Aber vielleicht nehme ich auch das Angebot des Vatikan an, der hat mir eine Stelle als Homobeauftragter und Psychotherapeut für die ganzen verkorksten Priester in Europa angeboten. Wir sind uns fast einig geworden, nur der Dienstort Köln ist mir zu provinziell, aber wenn wir uns auf Palma de Mallorca verständigen, residiere ich bald dort. Reichlich zu tun. Und natürlich werde ich mir öfter mal 'ne Flasche Rosé (Flaschengärung vom Kaiserstuhl) gönnen.
 

Das EXIT-Team bedankt sich bei Jürgen Wenke für das interessante Interview und 30 Jahre Engagement!

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