Hamle(ck)t im Mittelblond
Noch bis zum 30. Oktober präsentieren Marcos Schlüter und Christian König ihre ganz eigene Version eines Shakespeare-Klassikers.
Dänenprinz aus dem Pott
So ganz freiwillig beschäftigen sich René Gligée (Schlüter) und sein bester Freund Herrmann (König) nicht mit "Hamlet". Wegen eines kleinen Zwischenfalls bei einer Polizeikontrolle sind sie dazu verdonnert worden, den Klassiker im Rahmen von Sozialstunden ausgerechnet vor den Insassen der JVA Ossendorf aufzuführen. Die (eigentliche) Handlung: Der dänische Prinz Hamlet wird vom Geist seines ermordeten Vaters aufgefordert, Rache zu üben und gibt dafür vor, wahnsinnig zu sein. Statt seines Onkels, den Mörder, ersticht er irrtümlich Polonius und stirbt nach einem Duell mit dessen Sohn.
Schnell stellen René und Hermann aber fest, dass das Stück dummerweise ziemlich lang ist und ziemlich viele Rollen hat, sodass sie kurzerhand ihre ganz spezielle Version kreieren – und das einen Tag vor der Aufführung. Aus Horatio wird dann schnell Horacio (klingt moderner), aus Rosenkranz und Güldenstern eben Rosenthal und Morgenstern, und langweilige Szenen werden einfach übersprungen.
Fliegende Perücken im Minutentakt
Natürlich geht es auch sonst ziemlich chaotisch zu, und die beiden Freunde lassen sich nur allzu gern von der Probenarbeit ablenken. Die Perücken und Kostüme fliegen im Minutentakt quer über die Bühne, man kabbelt sich untereinander und mit dem Publikum und findet so ganz nebenbei heraus, dass Hamlet eigentlich aus dem Ruhrgebiet kommen muss. So schnell können fünf Akte vergehen, bis René Gligée als Hamlet nach einem sehenswerten Fechtduell den dramatischen Bühnentod stirbt.
Shakespeare würde sich vermutlich im Grabe umdrehen, aber auch wer "Hamlet" im Original nicht kennt, kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ein schrilles Spektakel für zwei Vollblut-Comedians.
"Hamle(ck)t" bis 30.10. in der Mittelblond Kulturkneipe, Schwalbengasse 2, 50667 Köln, Tickets unter Tel. 0221 /170740-88 oder hier
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