Köln
   14 Jahre
Foto: Stage Entertainment

Recht auf Anderssein

Die altbekannte Geschichte vom "zauberhaften Land" (so der deutsche Titel des Film-Musicals mit der jungen Judy Garland) völlig auf den Kopf stellt "Wicked - Die Hexen von Oz". Im Mittelpunkt der Handlung steht die wechselvolle Freundschaft zwischen Glinda und Elphaba, der bildschönen blonden und der wegen ihrer grünen Hautfarbe ausgegrenzten Hexe. Das fantasievoll inszenierte Musical läuft mit großem Erfolg in Oberhausen. Als Lehrer Dr. Dillamonth mit dabei ist der Kölner Thomas Wißmann, der bereits seit einem knappen Vierteljahrhundert als Schauspieler, Moderator und Sänger arbeitet. Im Interview mit Torsten Blesserzählt er von der Botschaft von "Wicked" und seiner langen Karriere.

Du spielst seit der Premiere die Rolle des "tierischen" Lehrers Dr. Dillamonth, wie kamst du zu dem Part?

Die Rolle war regulär ausgeschrieben, und ich habe auch eine Einladung zum Vorsprechen bekommen. Nach der ersten Runde habe ich es dann zum Workshop geschafft, in dem ich mit dem deutschen kreativen Team an der Rolle musikalisch wie spielerisch gearbeitet habe. Und in der letzten Runde ging es vor das amerikanische Kreativteam, denen ich dann die Arbeitsergebnisse aus dem Workshop gezeigt habe. Und yippie - die wollten mich!

Was schätzt du an deiner Figur?

Schauspielerisch schätze ich die gelungene Verbindung von Singen und Spielen, und inhaltlich das, was ich an meinen Lehrern auch immer geschätzt habe: Dr. Dillamonth liebt es, Wissen zu vermitteln, indem er Interesse an der Materie weckt. Und für ihn gibt es immer die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung, solang diese diskutierbar ist.

Dr. Dillamonth wird wegen seines Andersseins schließlich dazu gezwungen, die Schule zu verlassen, ziehst du Parallelen zu gesellschaftlichen Entwicklungen?

Schon die Buchvorlage zu unserem Stück aus den 90er Jahren hat den Hass auf Andersgeartete durch die Figur des Dr. Dillamonth ins Visier genommen. "Willst du, dass dein Volk zusammenhält, gibt ihm einen zünftigen Feind", so sagt der Zauberer von Oz. Jede Gesellschaft scheint Außenseiter zu brauchen, die für alles verantwortlich sind und denen man mit Argwohn begegnet. Da kann die Behandlung von grünen Hexen und sprechenden Ziegenböcken klar als Bild für die Art gesehen werden, mit der auch heute noch mit Homosexuellen umgegangen wird, bei aller Aufgeklärtheit und allem Fortschritt in der Schwulen- und Lesbenbewegung.

In den 80er Jahren warst du Teil der Kölner Travestieszene, was hat dir das für dein späteres Bühnenleben mitgegeben?

Die Lust an extremer Verwandlung!

 
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