Köln
   13 Jahre
Foto: Nilz Boehme

Transsexual Time Warps

Wie viele Möchtegern-Frank'n'Furters in Strapsen im Laufe von 36 Jahren die Kinos geentert haben, wie viele Tonnen Reis und Kilometer von Toilettenpapier durch die Säle geflogen und Legionen von Feuerzeugen, Glöckchen oder Schlüsselbänder zur Untermalung gezückt worden sind - kein Statistiker hat darüber je Buch geführt. "The Rocky Horror Picture Show" ist ein popkulturelles Phänomen, wie es so in den letzten Jahrzehnten nur wenige gegeben hat - und so nachhaltig, dass sie selbst die Macher von "Glee" noch 2010 zu einer eigenen Serien-Folge inspiriert hat. Jetzt lässt sich der Kult live erleben: Im Musical Dome Köln gastiert vom 21. Juni bis 10. Juli das zugrunde liegende Musical "The Rocky Horror Show".

Mehr als 20 Millionen

Immerhin diese Zahlen scheinen halbwegs belegt zu sein: Mehr als 20 Millionen Menschen sollen das multisexuelle Märchen seit seiner Uraufführung am 16. Juni 1973 im Londoner Royal Court Theatre bis heute erlebt haben. Als "Sweet Transvestite from transsexual Transsylvania" brillierte damals wie zwei Jahre später im Film Tim Curry, Autor Richard O’Brien schlüpfte hie wie da in die Rolle seines sinistren Sidekicks Riff Raff. "Hair" verschaffte bereits 1968 dem etwas angegrauten Genre Musical die dringend nötige Frischzellenkur. Doch erst "The Rocky Horror Show" stellte sämtliche Konventionen völlig auf den Kopf. Und zeigte nebenher dem staunenden Publikum, was für (sexuelle) Möglichkeiten sich alles ergeben können, wenn man sie nur zulässt.

Der Versuch einer Handlungszusammenfassung: Das biedere, kurz vor der Hochzeit stehende Paar Brad und Janet erleidet nachts mitten in der einsamen Pampa und das auch noch bei Mistwetter eine Autopanne. Mobiltelefone gibt es zu ihrer Zeit noch nicht, die einzige Hoffnung auf Hilfe ruht auf den Bewohnern des fernen Schlosses, in dem noch Licht brennt. Doch das Pärchen gerät erst recht vom Regen in die Traufe und in die Fänge von Frank'n'Furter und dessen skurriler Entourage. Der außerirdische Wissenschaftler steht kurz vor der Vollendung seines Hauptwerks, des ebenmäßig schönen Muskel-Hunks Rocky. Natürlich läuft dabei alles furchtbar schief. Und Brad und Janet werden nach dieser Nacht nicht mehr dieselben sein.

Absoluter Kult

Schon eine lustige Geschichte. Doch das allein erklärt nicht, warum das Musical 38 Jahre nach der Uraufführung noch so eine große Bedeutung hat. Matthew Mohr versucht sich an einer Erklärung. "'Rocky Horror Show' diente lange Zeit als Quelle für den unbegrenzten Selbstausdruck ohne Geheimnis und Entschuldigung, als Quelle sexueller Präsentation, als ein Fest", sagt der Choreograf der 2008 entstandenen Neuinszenierung, die jetzt nach Köln kommt. "O'Briens Frank'n'Furter hat viele Künstler inspiriert, ihren eigenen Performance-Stil zu entwickeln. Einflüsse auf Drag-Shows, Rock-Bands, Theater und die Burlesque als aufgeklärt anspruchsvolle und elegante Bühnendarbietung von persönlichem erotischem Ausdruck spricht man dem Stück heute noch zu."

Seine Herangehensweise an den Stoff erklärt Sam Buntrock: "Wir sind eingetaucht in die Märchenwelt der B-Movies und des großen Kinos, und haben dabei den Impulsen nachgespürt, die auch O'Brien so nachdrücklich beeinflusst haben", erklärt der Regisseur. Glaubt man den euphorischen Pressestimmen, dann stehen der Domstadt rauschende und anregende Abende bevor. Na dann: Let’s do the Time Warp again!
 

"Richard O'Brien's Rocky Horror Show", 21.06.-10.07. im Musical Dome, Tickets unter Tel. 01805 / 2001 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min) unter bb-promotion.com und an allen bekannten VVK-Stellen

Foto: Nilz Boehme

 
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