Köln
   13 Jahre

Trip mit Zeitmaschine

Im Jahr 2099 ist die Welt nicht mehr so, wie wir sie kennen. Die Gesellschaft hat sich nach einer großen Katastrophe komplett verändert. Geschlechter und sexuelle Orientierungen spielen, auch in Köln, keine Rolle mehr. Schubladendenken und Ausgrenzung sind den Menschen fremd. Diese Vision entwickelt "Out Trips". So heißt das Theaterprojekt des Jugendzentrums Anyway, das zum Zehnjährigen des "Sommerblut-Kulturfestivals" entstanden ist.

Leben im Wandel der Zeit

Seit Herbst entwickeln die Theaterpädagogen Charlott Dahmen und Stephan Isermann das Stück mit rund 20 jungen Leuten zwischen 15 und 25. Im Mittelpunkt stehen dabei den Jugendlichen wichtige Aspekte eines homo-, bi- oder transsexuellen Lebens im Wandel der Zeit. "Es ist schön zu sehen, wie viel Spaß sie alle dabei hatten, und es ist beruhigend, dass sich manche Outing-Geschichten in der ausgedachten Zukunft kaum von denen unserer Zeit unterscheiden", sagt Isermann.

Die Performance findet nicht in einem Theater statt, das macht sie besonders. Zuschauer und Akteure werden mit einem Bus zu Schauplätzen wie dem Heumarkt oder dem Rheinauhafen kutschiert, manche Strecken zu Fuß zurückgelegt. Auf dem Weg zu den nächsten Spielorten geht die Handlung weiter. Das Publikum erhält unterwegs die Chance, mehr über die einzelnen Charaktere zu erfahren. Dabei werden verschiedene Epochen, unter anderem die Zeit des Nationalsozialismus und der Strafverfolgung durch den Paragrafen 175, und die Veränderung in der gesellschaftlichen Haltung gegenüber Schwulen und Lesben gestreift. In die Vergangenheit oder Zukunft gelangt man mit Hilfe einer Zeitmaschine, die Schauspieler und Publikum in die jeweilige Epoche "saugt".

Ohne Casting

Für "Out Trips" gab es kein Casting, jeder, der wollte, konnte mitmachen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Jungs und Mädels schon mal in einem Theaterstück mitgewirkt hatten oder nicht. Neue Kontakte knüpfen, neue Erfahrungen sammeln, sich selbst weiter entwickeln, Ängste und Lampenfieber besiegen, das war die Motivation der Akteure. Jay sagt, ihre Erwartungen seien weit übertroffen worden. "Es war wie eine Achterbahnfahrt, ich wusste nie, hinter welcher Kurve der nächste Kick ist." Dabei lernten die Jugendlichen auch, sich auf unterschiedliche Charaktere und Kulturen einzustellen. "Wenn man sich mit so vielen verschiedenen Thematiken auseinandersetzt, denkt man über sich selbst nach und wie tolerant man eigentlich ist", meint Jay.

Besonders stolz sind alle Mitspieler darauf, kein Stück nachzuspielen. "Es ist unser eigenes und das ist das Schöne", betont Ricky. "Bei 'Romeo und Julia' weiß man, worauf man sich einlässt, hier nicht." Für alle kam es einem Grenzgang gleich, in der Öffentlichkeit so viel von sich zu geben. Das ist gewollt, denn die Zuschauer sollen zu Tränen gerührt werden. "Das Publikum soll das spüren, was wir gespürt haben. Es wird nicht nur eine Reise durch die Zeit, sondern auch durch die Gefühle", kündigt Ricky an. Auch nach Ende der Vorstellung soll über das Stück und seine Aussagen gesprochen werden, das wünschen sich die Jugendlichen.

Die Reise dauert ungefähr zweieinhalb Stunden und bietet Platz für 70 Personen.

Out Trips, wieder am 28.+29.05., jeweils 19.30 Uhr, Treff an der Ausstellungshalle der Alten Feuerwache, Melchiorstr. 3, 50670 Köln. Karten über KölnTicket, Tel. 0221 / 2801 oder koelnticket.de

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