Köln
   13 Jahre
Foto: Viktor Vahlefeld & Volker Glasow

Inventar der Aidshilfe Köln

Glücklich mit "Bärchen"

Der Unfall warf ihn aus dem Ausbildungsplan, er konnte seine noch ausstehenden Prüfungen nicht mehr ablegen. Die fehlende Perspektive, Stress mit seinem dann zweiten Freund (einem nach Armins Schilderung etwas orientierungslosen Künstler) bewegten ihn an Nikolaus 1999 dazu, Tabletten und Tropfen zusammenzurühren, um sich das Leben zu nehmen. Nur durch Zufall und gerade noch rechtzeitig entdeckte ihn sein Partner. Worüber Armin lange gar nicht glücklich war – bis er im Jahr darauf Michael, sein "Bärchen", kennen lernte.

Eine komplizierte Geschichte, denn Michael lebte zu jenem Zeitpunkt in Trennung von seinem Freund Wolfgang, der wiederum erst einmal zu Armins neuem Partner wurde. Dank Michaels Vermittlung begann sich Armin, dem als Arbeitslosem "die Decke auf den Kopf" fiel, im Mai 2005 in der Aidshilfe Köln zu engagieren. Nach Trennung von Wolfgang zog der mittlerweile Obdachlose in die Wohnung von Michaels neuem Freund Waldemar. Darüber kamen sich Michael und er näher.

Und blieben ein Paar. Vier glückliche und sehr symbiotische Jahre konnten die beiden zunächst miteinander erleben. "Wir brauchten uns nur in die Augen zu schauen, wir haben uns ohne Worte verstanden." Und sahen sich dabei auch äußerlich noch so ähnlich, dass sie häufig für Brüder gehalten wurden. In den drei Jahren danach ging es mit Michaels Gesundheitszustand immer weiter bergab. Am 22. April 2008 starb er in einem Hospiz in Mechernich.

Und Armin hörte auf, seine Tabletten einzunehmen. "Vielleicht wollte ich einfach schneller bei Michael sein. Ich habe alle belogen. Aber Anfang dieses Jahres bekam ich eine Augenentzündung und dann folgte ein Symptom nach dem anderen, ich musste ins Krankenhaus." Seit Mai nehme er wieder "pünktlich und ohne Unterbrechung meine Therapie, und das wird auch so bleiben".

"Wäre ohne Aidshilfe nicht mehr da"

Seine Lebensfreude holt sich Armin heute aus seinem Engagement in der Aidshilfe. "Wäre sie nicht gewesen, dann wäre ich heute nicht mehr da. Die Mitarbeiter dort haben mich immer in allen Dingen unterstützt. Ich liebe den Laden. Manchmal könnte ich da auch eine Bombe reinschmeißen, aber das ist ja überall so."

Am Anfang stand er dort ehrenamtlich hinter der Theke vom Regenbogencafé, irgendwann erfuhr der damalige Verantwortliche für das Arbeitsprojekt HIVissimo von der Kochausbildung. In der Küche blieb Armin. Seine Versuche, im freien Arbeitsmarkt zu reüssieren, erst ein Jahr in einem Callcenter, dann ein Monat in einem gehobenen Imbissbetrieb, waren nicht von Erfolg gekrönt, weil die Arbeitsbedingungen nicht passten. Im Februar gab ihm die Aidshilfe einen festen Vertrag für HIVissimo, der geht bis 2013. Große Sprünge kann er – auch wegen der noch laufenden Privatinsolvenz – freilich nicht machen.

Sollte sich Armin nach dieser Zeit etwas Neues suchen müssen, dann am liebsten einen festen Job mit sitzender Tätigkeit, wegen seiner kaputten Knochen. Sollte ein künftiger Arbeitgeber mal bei der Aidshilfe Köln nachhorchen, wird er wohl gleichlautende Antworten bekommen: Wer sich auf Armin einlässt, bekommt einen flexiblen und hoch motivierten Mitarbeiter, der sich gut mit Menschen auskennt und energisch neue Aufgabenstellungen erschließt.

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