Köln
   13 Jahre
Foto: Fotostudio CoelnColoer/Festkomitee Kölner Karneval

"Wunderbares Dreigestirn"

Die Kölner Karnevalsfürsten mit Kölns erstem schwulen Prinz Marcus II an der Spitze im Interview.

Nach der Prinzenproklamation am 6. Januar im Kölner Gürzenich überschlägt sich die Lokalpresse vor Lob. Ein "wunderbares Dreigestirn, locker und zum Anfassen" (so der "Kölner Stadt-Anzeiger") mit einem "Prinz Sunnesching" ("Express") an der Spitze - das weckt bei Vielen die Vorfreude auf den Rest der Session. Wir sprachen vorab mit Prinz Marcus II (Gottschalk), Bauer Thorsten (U. Schmidt) und Jungfrau Olivia (Oliver von Rosenberg).

Diese Session hat ein schönes Motto bekommen, was verbinden Sie persönlich mit "Jeder Jeck sing Pappnas"?

Marcus Gottschalk: Wir haben uns ja relativ frühzeitig um das Amt des Kölner Dreigestirn beworben, wir wollten gerne 2012 "in die Bütt jonn" und als am Karnevalsdienstag das neue Motto verkündet wurde, kam ich aus dem Grinsen nicht mehr raus, weil es wie die Faust aufs Auge auch auf uns passt. Wir haben einen Immi aus Dortmund als Jungfrau, meine besondere Situation ist ja mittlerweile in ganz Köln bekannt, und der Thotti ist der Thotti und der feiert besonders gerne.

Oliver von Rosenberg: Da schwingt ja der Toleranzgedanke mit, jeder soll mitfeiern, aber mit singer Pappnas. Jeder ist wie er ist, man kann überall feiern und in jeder Lebenssituation, unabhängig von Hautfarbe, sexueller Orientierung oder sonst irgendwas.

Thorsten U. Schmidt: Es geht dabei um den Karneval insgesamt in Köln, egal wo er stattfindet, ob in der Straße oder in der Kneipe op de Eck. Karneval ist integrativ, er schließt alle Menschen ein, egal was sie machen, egal woher sie kommen, welchen Alters sie sind und  welche Sprache sie sprechen, es ist ein ausgesprochen friedliches und schönes Fest.

Wie haben Sie untereinander die Positionen ausgekungelt?

Thorsten U. Schmidt: Nach optischen Gesichtspunkten. Wenn man mich mit meiner Statur sieht, dann kann ich nur der Kölner Bauer sein, und wenn man Marcus mal in Strumpfhosen gesehen hat, ist man sich sicher, dass er der schönste Prinz wird, den wir in der Stadt in den letzten Jahren gehabt haben.

Marcus Gottschalk: Als wir uns gefunden haben, war von Anfang an klar, dass ich in der Mitte stehen werde, der Thotti die vielen Federn auf dem Kopf hat und der Olli endlich mal wieder Haare bekommt. Wenn man ihn mit seinen süßen Grübchen und den roten Wängchen sieht, dann geht das gar nicht anders.

Oliver von Rosenberg: Marcus muss da sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, er hat die größte Erfahrung, er kennt jeden im Kölner Karneval, und bei uns Dreien ist er der ruhende Pol. Ich habe immer auf die Rolle der Kölner Jungfrau geschielt, denn das ist die schönste Abgrenzung zu meinem ernsthaften Beruf als Rechtsanwalt.

Herr Gottschalk, Sie haben in den letzten fünf Sessionen den jeweiligen Prinzen als Adjutant begleitet, wird man dann irgendwann selbst heiß darauf, das Narrenszepter zu schwingen?

Marcus Gottschalk: Dazu musste ich nicht erst Adjutant werden (lacht). Jeder, der sich mit mir länger als 20 Minuten unterhalten hat, wusste schon seit vielen Jahren, dass ich irgendwann mal Prinz Karneval in Köln werden will. Um diesen Traum irgendwann zu verwirklichen, bin ich bewusst in die Prinzen-Garde eingetreten, mittlerweile bin ich da mehr als die Hälfte meines Lebens Mitglied. Dann kam die wunderbare Möglichkeit, Adjutant zu werden – näher an den Prinzen Karneval kommt man nicht, wenn man es nicht selber ist.

Haben Sie sich vorher darüber Gedanken gemacht, wie Sie Ihre Homosexualität thematisieren?

Marcus Gottschalk: In der Prinzen-Garde und im Festkomitee war das eigentlich nie ein Geheimnis. Als mich der damals neue Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach zum Adjutanten ernannt hat, wusste er von meinem Lebensgefährten. Der war immer mit dabei, saß am Ehrentisch bei den Proklamationen des Kölner Dreigestirns oder bei den TV-Sitzungen des Festkomitees.
Aber natürlich haben wir uns in den Vorbereitungstreffen darüber unterhalten, wie wohl die Presse und die Öffentlichkeit damit umgehen werden. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass das Thema normaler behandelt wird. Die Titelstory war da, aber letztendlich habe ich keine negative Reaktion erlebt, ganz im Gegenteil.

Oliver von Rosenberg: Es wird von anderen vielleicht mehr zu einer politischen Aussage gemacht, als es beabsichtigt war, weder vom Festkomitee noch von uns Dreien. Für uns ist das Thema nicht positiv, nicht negativ, sondern schlichtweg normal.

Thorsten U. Schmidt: Der eine hat schwarze Haare, der andere hat blonde Haare, der eine ist schwul, der andere heterosexuell. Letzten Endes sagt es über den Menschen wenig aus, es ist einfach so.

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